Es war Montag, der 4. Juli 2011, als wir gegen 8:00 Uhr aus unseren Kojen krochen, durch die Fenster nach draussen schauten und am liebsten wieder schlafen gegangen wären, denn alles war Grau in Grau. Jetzt wurde aber ersteinmal gefrühstückt, dann würden wir sehen was aus diesem Tag noch gemacht werden konnte. Als die letzte Tasse Kaffee getrunken war, wurde das Schiff startklar gemacht, denn es wurde langsam Zeit das wir von diesem Anleger weg kamen, da der Frachtschiffverkehr und somit auch die daraus resultierenden Wellen zunahmen.
Die Ankerpflöcke wurden entfernt, die Leinen eingeholt, die Regenjacken angezogen ( das im Juli wo es 30° Grad haben sollte ) und los ging´s Richtung "Gerrit Krol Brug".

die Gerrit Krol-Brug vor Groningen wird geöffnet

Nach der Brücke, übrigens ein gigantisches Teil mit Schwimmponton und Laufschienen auf dem Kanalgrund, folgte die " Oostersluis ", durch die wir durch mußten, um in die Innenstadt von Groningen zu gelangen.
Es war eine gewaltige Schleuse, aus der uns gleich zwei 100m-Frachter entgegenkamen, was natürlich eine gewisse Zeit dauerte und dauerte usw. Endlich war die Schleuse leer und wir konnten einfahren, wobei wir uns, trotz stolzen 11 Metern, wie ein Ruderboot in dieser riesigen Schleuse vorkamen. Der Schleusenvorgang war nach ein paar Minuten erledigt, die Tore öffneten sich und wir hatten freie Fahrt nach Groningen.

die Oostersluis vor Groningen

Der Frachtverkehr hat auch hier in Friesland absoluten Vorrang, egal ob man zuerst an einer Brücke / Schleuse war, der von hinten kommende Frachter, den man vielleicht kurz zuvor noch überholt hat, darf auf jeden Fall als erster fahren, also lassen Sie das Überholen vor einer Brücke, bringt einfach nix, ausser ordentlichen Ärger mit dem Brückenwärter. Da wir schon genügend Bootserfahrung gesammelt hatten, gingen wir die Sache ein wenig lockerer an und trotzdem nervte es ab und zu immer noch.
Desweiteren wäre zu erwähnen, die schlechte Beschilderung, wie wir vor Groningen erleben mußten. Aus der Schleuse kommend, machten wir langsame Fahrt vorraus und hielten nach der Hafeneinfahrt Ausschau, nix zu sehen. Als wir nach längerer Wartezeit wieder eine Brücke passierten, stellten wir laut Karte fest, das wir eindeutig zu weit gefahren waren, also umdrehen, Gas geben und unter der Brücke durch, bevor sie wieder zumacht.
Ein paar Meter hinter der Brücke, siehe da, ein Schid " Oosterhaven ", da wollten wir ja hin, aber dieses Schild war nur zu sehen wenn man Richtung Schleuse fuhr, ganz schön doof.
Wir folgten den Hinweisen "zum Oosterhaven" und kamen an eine weitere, zweigeteilte Brücke. Rechts konnte die Brücke für Schiffe über 3,80m geöffnet werden und links war eine feste Brücke mit max. 3,80m Durchfahrtshöhe. Da wir ja nur 3,65m Höhe hatten, sollte es eigentlich reichen und es blieben uns 15 Zentimeter Spielraum, ganz schön knapp. Langsame Fahrt vorraus, die Brücke kam näher, die Wellen wurden stärker, das Schiff wurde leicht angehoben, Beate zuckte und rief :" das reicht niiiiiieeeeeeeee" und schon waren wir, ohne Brückenkontakt, durch.

angelegt im Oosterhaven in Groningen

Im Oosterhaven, fast in der Stadtmitte von Groningen, angekommen, fanden wir auch prompt einen schönen Liegeplatz. Die Hafenmeisterin hatte gerade viel zu tun und meinte, als wir die Liegegebühr bezahlen wollten, :" Keine Hektik, ich komme dann später vorbei um zu kassieren".
Der Liegeplatz war angenehm und wir beschlossen bis zum nächsten Morgen hierzubleiben. Unter Deck machten wir uns frisch um den ersten Stadtbummel zu starten. Das Wetter war noch nicht wirklich gut, aber es war auf jeden Fall trocken und ab und zu schaute sogar die Sonne durch die Wolken, alles in allem ein idealer Tag für einen Bummel durch die Stadt.

Vom Hafen aus waren es ca. 10 Min. in die Stadtmitte, da wir aber an unzähligen Geschäften vorbeikamen, dauerte es etwas länger. Es war gegen 14:00 Uhr als wir in der Innenstadt ankamen und uns nach einem Lokal umsahen, um eine Kleinigkeit zu essen. Vor dem Rathaus herrschte reges Treiben, Marktstände wurden abgebaut, Menschen huschten von einer Straßenseite zur anderen und was besonders auffiel, Fahrräder wie Sand am Meer. Hier schien wirklich jeder mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Schließlich setzten wir uns, da es das Wetter zuließ, vor einem Lokal, an der Martinskirche, auf die Terrasse und bestellten einen klassischen holländischen Snack. Fisch im Teigmantel, genannt "Kibbeling" .

Einen Supermarkt hatten wir bis jetzt noch nicht gefunden, aber gegenüber des Restaurants befand sich die Touristeninformation, dort könnte man ja mal fragen. Gesagt, getan, wir betraten das Büro und wurden gleich von jeder Menge Touristen-Schnickschnack erschlagen. Von der klassischen, bedruckten Tasse über Holzschuhe in jeder Form und Größe, bis zur friesischen Fahne war alles zu finden.
Wir konnten nicht wiederstehen und kauften für die Daheimgebliebenen, kleine, bemalte Holzschuhe aus Porzellan. Unsere Frage nach einem Supermarkt wurde prompt beantwortet, es gäbe einen, gleich zwei Straßen weiter, ungefähr 5 Minuten von hier. Na das war doch was, den wollten wir uns gleich mal anschauen.
Die beschriebene Strecke stimmte sogar und wir fanden den Laden auf Anhieb, es war einer der großen Kette "
Albert Heijn ", die man in Friesland fast überall findet, gleichzusetzen mit unserem Lidl oder Aldi.
Wir nahmen uns vor, gleich morgen früh, in diesem Markt unsere Bordvorräte wieder aufzufüllen, denn die Chance nochmal einen solchermaßen gut sortierten Laden zu finden war nicht sehr groß.
Langsam schlenderten wir durch die Stadt zurück zum Hafen, um uns gemütlich, bei einer Tasse Kaffee, auf´s Achterdeck zu setzen und dem Treiben rund um den Hafen zuzuschauen.

der Oosterhaven, in der Stadtmitte von Groningen
die Altstadt von Groningen

Geschichte:
Die Stadt Groningen oder Cruninga - wie sie früher hieß - entstand aus einem losen Zusammenschluss von drei oder vier verstreut gelegenen Bauernhöfen. Die ersten Spuren können auf ca. 300 v. Chr. datiert werden. Ab 600 bis 700 n. Chr. gab es eine feste Besiedlung des Gebietes der heutigen Innenstadt - „de Grote Markt" (deutsch: der Große Markt). Die erste namentliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1040, als die Stadt im Rahmen einer Schenkung von Heinrich III.auf den Bischof von Utrecht überging
Groningen liegt am nördlichen Ende des „Hondsrug", einer sandigen Erhebung mitten im ehemals ausgedehnten Moor, die sich vom „Drentschen Plateau" bis ins Zentrum der Stadt zieht und in früherer Zeit die einzige Verbindung dieser beiden Gebiete war. Durch ihre Lage konnte die Stadt eine zentrale Bedeutung in der Region erlangen.
Viele Kaufleute, die mit England und den Ostseeländern handelten, ließen sich hier nieder. 1422 schloss sich Groningen der Hanse an. Bis zum 17. Jahrhundert - dem „Goldenen Zeitalter" der Niederlande hatte Groningen sich zu einem blühenden Handelszentrum entwickelt, nicht zuletzt, da es hier ein Gericht gab, das auch für die umliegenden Gebiete zuständig war.

September 2011
(c) Gerhard Bigell & Beate Reinhardt 2011
Reisebericht Seite 4
Gerrit Krol Brug
Oostersluis
im Oosterhaven in Groningen
Groningen Stadtmitte
Blick auf den Oosterhaven
Reisebericht Seite 5