Friesland, stilles, weites Land
Friesland, stilles, weites Land
Sonntagmorgen und die Sonne kommt raus - fragt sich nur wie lange.
Reisebericht 2012 / Seite 2

Sonntag 26.08.2012

Das Wetter am Sonntag morgen: Regen, was denn sonst, begleitet von Donner und Blitz. Zwischendurch blauer Himmel, etwas Sonne, 10 Minuten später schon wieder ein Regenschauer. Na ja wir richteten das Frühstück und ließen es uns erst mal schmecken. Gegen später machten wir die Leinen los und schipperten vom Burgumer Meer, über den Princess Margriet Kanal nach Gerkeskloosters, im Regen und ab und zu sogar Sonne. Am Anleger und Campingplatz " De 4 Elementen " machten wir unser Boot fest, den kleinen Hafen kannten wir noch vom letzten Jahr, als wir damals hier anlegten, hatten wir Sonnenschein, jetzt war alles naß und überall Baustellen. Der Hafen wurde anscheinend gerade umgebaut, dementsprechend sah es auch aus. Trotz Mistwetter, eine kleine Ortsbesichtigung mußte sein, natürlich war der Ort am Sonntag wie ausgestorben, aber der Spaziergang tat richtig gut. Nach einer kleinen Runde liefen wir wieder zurück zum Boot, gerade angekommen, gab es einen heftigen Regenguss. So ging es seit gestern. Ich kochte Kaffee, den wir mit Genuß, natürlich unter Deck, tranken, denn bei diesem Wetter konnte man nicht mal aufs Achterdeck sitzen, immer nur unten drin, mit der Zeit wird das auch ganz schön langweilig. Immerhin haben wir noch Hoffnung auf schönes Wetter, kaum gedacht schon wieder ein Regenschauer. Inzwischen kam die Tochter der Hafenmeisterin vorbei und verlangte von uns die Liegegebühr von 12.50 Euro. So, jetzt würde uns keiner mehr stören und einem erholsamen Mittagsschlaf stand nichts mehr im Wege. Danach wurde gekocht, es gab Maultaschen und Salat, lecker. Was soll man auch anders tun als essen und schlafen bei diesem Sauwetter. So zufällig schauten wir aus dem Fenster und sahen die Hafenmeisterin im Hafenbecken auf und ab schwimmen, in dieser Dreckbrühe, mußte nun wirklich nicht sein. Man glaubte es kaum die Sonne traute sich auch hinter den Wolken hervor. Als wir mit essen fertig waren, so gegen 20:00 Uhr, machten wir unseren Abendspaziergang, das mußte man gleich ausnutzen wenn mal kein Tropfen vom Himmel fiel. Wir liefen nochmals in den Ort und wollten uns nach einem Supermarkt umschauen, den gab es einmal, jetzt befindet sich dort eine Baustelle, vielleicht entsteht ja ein neuer Markt. Wir fanden noch einen Metzger, eine Wirtschaft und eine kleinere Kneipe, das war´s. Die Dunkelheit brach herein und wir schlenderten zu unserem Schiff zurück. Laut Wetterbericht sollten es morgen 23 Grad werden, sogar mit Sonnenschein, na dann laßen wir uns mal überraschen. Bei einem Glas Wein schrieb ich noch ein paar Zeilen für den Reisebericht, so lang Gerhard neben mir rum nöhlt, das er wieder mal laufen mußte. Der Abend neigte sich dem Ende zu und wir schlüpften in unsere Kojen. Mal sehen ob das mit der Sonne für den nächsten Tag stimmt.

angelegt in Gerkesklooster, zwischen den Provinzen Friesland und Groningen

Montag 27.08.2012

N
ach einer sternenklaren und kalten Nacht, brach der Montag morgen mit Sonnenschein an, man konnte es kaum glauben. Da springt man doch gerne und mit guter Laune aus dem Bett um das Frühstück zu machen, was Gerhard auch gerade tat. Wir setzten uns an den gedeckten Tisch und ließen es uns schmecken, das Frühstück fiel ein wenig spartanisch aus, da wir erst wieder zum Einkaufen mußten. Das Geschirr wurde gleich gespült, dann sah es schon mal viel ordentlicher aus und dem Ablegen stand nichts mehr im Wege. Halt, Wasser mußte noch getankt werden und da es hier im Hafen einen extra Platz zum Wasser bunkern gab, kein Problem.
Der Tank war voll, der Schlauch wieder ordentlich aufgerollt, jetzt konnte abgelegt werden in Richtung Franeker. Es ging über den Princes Margriet Kanal, das Bergumer Meer in Richtung Leeuwarden.

kurz nach Gerkesklooster, Richtung Leeuwarden, die Drehbrücke bei Strobos

Beim Vorbeifahren, an Leeuwarden, auf dem van Harinxma Kanal, erspähte ich einen Lidl Supermarkt. Da wir noch einige Sachen gebrauchen konnten, entschieden wir uns rechts abzubiegen und unter der Slauerhoffbrug durchzufahren, um einkaufen zu gehen. Wir legten den Mast um, und konnten so unter der geschlossenen Brücke durchfahren. Es klappte prima ohne irgendwo anzuecken. Auch an der zweiten Brücke konnten wir gleich durchfahren da sie gerade öffnete.

Beim Lidl Schild, daß wir jetzt sahen, legten wir an, machten das Boot fest und sparten somit die 6,50 € Brückengeld. Während des Anlegens verabschiedete sich noch unser Bootshaken und hüpfte mit einem gekonnten Satz über die Reling in den Bach, schwamm von dannen und wurde nie wieder gesehen. Wir erledigten unseren Einkauf, brachten die Sachen aufs Boot, legten ab und fuhren zurück zur Slauerhoffbrug. Somit waren wir wieder auf dem Harinxma Kanal Richtung Franeker.

Auf dem Weg dorthin entschieden wir uns über die Kleiroute nach Franeker zu fahren, weswegen wir diesesmal auch ein Schiff mit niedriger Durchfahrtshöhe hatten. Da eine maximal Höhe von 2,50 m angegeben war, mußten wir die Strecke mit umgelegtem Mast fahren, was auch kein Problem war, denn der Mast wird nur von einem Bolzen gehalten und nach dessen Entfernung, kann der Mast problemlos umgelegt werden.

Wir passierten die erste Brücke mit äußerster Vorsicht und stellten fest, das noch knapp 10cm Platz zwischen Brücke und Windschot war, also konnten die Scheiben vorerst oben bleiben. Nur vor der letzten Brücke, kurz vor Franeker, mußten auch die Scheiben runter, da diese Brücke, laut Karte, nur eine Durchfahrtshöhe von 2,40 m hatte. Aber bis dahin hatten wir noch gut 2 Stunden zu fahren und somit genügend Zeit. An einer Stelle wird die Klei-Route von der Autobahn überquert, da heißt es ziemlich lange den Kopf einziehen und das Schiff unbedingt in der Mitte des Flüßchens halten, denn es sind 4 Brücken hintereinander zu passieren ( für jede Fahrspur der Autobahn eine Brücke ), garnicht so einfach bei einer max. Flußbreite von 10 m und einer Strömung, die einen immer wieder an die Brückenpfeiler drücken will.

Autobahnbrücken über die Kleiroute - der Fluß wird immer schmaler

Es ging auch alles gut, bis zu der einen Brücke die anscheinend niedriger war, als in der Karte angegeben. In der Mitte der Brücke streifte plötzlich der Flaggenstock, der am Bug des Schiffes befestigt war, an der Unterseite der Brücke, ganz schlechtes Zeichen und um Rückwärtsschub zu geben war es zu spät, denn 7 Tonnen Stahl müssen erst mal gestoppt werden. Keine 2 Sek. später, zersplitterten die Plexiglassscheiben des Windschot´s, gingen mit Getöse über Bord und verschwanden auf Nimmerwiedersehen im Bach. Wir entfernten die kläglichen Überreste der Scheibe und waren froh, daß niemand durch die Splitter verletzt wurde.

Die Brücke hatte nie und nimmer 2,50 m, wie es in der Karte stand, entweder hatte sich die Brücke über die Jahre gesenkt, oder die Angaben in der Karte waren schlichtweg falsch. Da wir jetzt nochmals 30 cm niedriger waren, kamen wir problemlos unter den restlichen Brücken durch, mußten aber trotzdem weiterhin auf unserer Köpfe aufpassen. Diese Route muß wirklich konzentriert gefahren werden. Zu guter letzt sind wir doch noch vor den Toren Franekers angekommen und legten gleich am Stadtanleger an, was auch gut funktionierte, da es noch ziemlich viele freie Liegeplätze gab. Ein paar Minuten später, kam dann auch schon der Hafenmeister und verlangte von uns 10,- € für die Nacht. Jetzt machten wir uns erstmal einen Kaffee auf diesen Schrecken hin und schlenderten anschließend durch den Ort, der am Montagabend auch wie ausgestorben war.

Direkt am Anleger befand sich ein Nobelrestaurant, in das wir kurzer Hand hinein gingen und uns dann für die Außenterasse entschieden, weil die Temperatur immer noch angenehm war. Wenn man der Sprache nicht so mächtig ist, kommen doch so einige Missverständnisse auf. Wir bestellten uns eigentlich das Tagesmenue, was uns auch von der Bedienung empfohlen wurde und bei ca. 20.-€ pro Person lag. Es kam dann alles ganz anders und zwar zuerst eine Vorspeise mit Schinken und Melone, nach einem Steak als Hauptgericht, daß mit Bratkartoffeln und Salat serviert wurde, noch ein Eisdessert mit Vanilleeiskugel getränkt mit Rumrosinen, Mouse oh Chocolat u. Kaffeelikör. Alles in allem war es viel zu viel, so spät am Abend und der Preis war auch nicht von schlechten Eltern, denn pro Nase waren mal eben 34,-€ fällig. Danach schlenderten wir wieder zu unserem Schiff zurück, um noch ein paar Zeilen für den Reisebericht zu schreiben und um dann schlafen zu gehen.

(c) Beate & Gerhard Bigell 2012