Die Segelyacht, die den turbinengetriebenen Gegnern die Grenzen aufzeigen soll, wurde Ende November 2003 in Southampton / England zum ersten mal zu Wasser gelassen. Die "MIRABELLA V" , geschätzte 100 Millionen Dollar teuer, strotzt nur so von Superlativen:

Der neuseeländische Yacht-Designer Ron Holland und die südenglische Werft Vosper Thornycroft entwarfen für den amerikanischen Multimillionär Joe Vittoria ein Schiff, das größer, höher und komfortabler ist als alles, was bisher existierte. "Ich wollte eine Segelyacht, die schneller als 20 Knoten fährt, hoch am Wind segeln kann und den Gästen den Luxus bietet, den sie von zu Hause gewohnt sind."

Mit über 75 Meter Länge wird das neue Spielzeug des Ex-Chefs der Autovermietung AVIS der mit Abstand größte Einmaster der Welt sein - 27 Meter länger als der bisherige Rekordhalter, die in Neuseeland gebaute Slup "Georgia". Noch deutlicher wird der Unterschied beim Gewicht: Die Mirabella V wird fertig aufgeriggt, also unter voller Besegelung, um die 740 Tonnen wiegen, die Georgia bringt es nicht einmal auf die Hälfte. Fast alle Teile des Hightech-Kolosses mussten völlig neu entwickelt werden. Mannshohe, bis zu 1,2 Tonnen schwere Elektrowinschen sollen bis zu 4538 Quadratmeter Segelfläche in Schach halten, eine Hydraulik den 150-Tonnen Kiel sechs Meter in den Rumpf hineinziehen und so für hafengerechten Tiefgang sorgen.

Kunststoffrumpf Länge: 75,2 Meter
Mast aus Kohlefaser Halbschalen Höhe: 88,5 Meter
Kurz vor dem Stapellauf
Größenvergleich
Dezember 2003
Querschnitt
Werft
Mirabella V
Mirabella V
Stapellauf
Grössenvergleich

Einige Häfen wird die "MIRABELLA V" jedoch niemals anlaufen können: Mit fast 90 Meter Masthöhe haben weder die Erbauer des Panamakanals noch die Konstrukteure der Brücken in San Francisco oder New York gerechnet.

Die technischen Risiken der Gigantomanie sind enorm. Allein auf dem Mast lasten bis zu 450 Tonnen - soviel wie acht "Leopard 2" Panzer. Was passiert, wenn das Kohlefaser-Teil unter der Belastung bricht, mag sich niemand vorstellen.

Für 250.000 Dollar Chartergebühr pro Woche gibt es dann auch allerlei Spielzeug für das Kind im betuchten Mann: Zwei Jet-Ski, vier "Laser"-Jollen, zwei Schlauchboote mit Aussenborder, Kajaks, Tauchausrüstungen und sogar zwei ferngesteuerte Mini-Marabellas im Maßstab 1:50.

Weniger wassersportbegeisterte Gäste kämpfen derweil in der Sauna oder im Freiluftkino gegen die luxuriöse Langeweile. Auf dem Skydeck kann eine Leinwand hochgezogen werden, der Sound kommt aus kabellosen Kopfhörern.

Die weniger wohlhabenden Millionäre können sich immerhin mit einem Kunstdruck der "MIRABELLA V" trösten. Der wird ebenfalls von Ron Holland vertrieben und ist, in limitierter Auflage, schon für € 1.600 zu haben ;-)