Das schottische Weltwunder lebt südlich von Inverness, im legendärsten See Großbritanniens. Der erste, der das Ungeheuer publik machte, war ein Zugereister, der irische Missionar St.Columba. Sein Biograph Adamnan berichtete, wie im Jahre 565 ein Wasser-Monster einen Mann im Loch Ness mit einem grausamen Schlag getötet hatte und sich eben einem zweiten zuwandte, als der Heilige einschritt: Er schlug ein Kreuz, rief den Namen Gottes und gebot dem Monster: "Go thou no further, nor touch the man. Quick! Go back!" Das Wunder geschah, der Mann wurde gerettet, die Heiden waren bekehrt! St.Columbas Bann beeindruckte das Ungeheuer so nachhaltig, daß es erst 1933 wieder auftauchte. Damals wurde die Straße entlang dem Nordufer des Sees angelegt, die A 82. Seitdem wollen Hunderte das seltsame Wesen gesichtet haben, darunter so respektable Zeugen wie Juristen, Ärzte, Offiziere und Parlamentsabgeordnete. Auch der Benediktinerpater Gregory Brusey vom Kloster Fort Augustus am Südende des Loch Ness, beobachtete im Oktober 1971 ungewöhnliche Dinge: Es war ein lieblicher Morgen, die Sonne schien warm und der See war spiegelglatt da sah er plötzlich eine starke Bewegung auf dem See und dann erschien ein schwarzer Hals, etwa 15 Zentimeter im Durchmesser und zwei bis drei Meter lang, gefolgt von einem Höcker. Es erhob sich , dann tauchte es schräg nach hinten unter. Es war kein Boot, kein Holzklotz und kein Fisch. Es war ein anderes Tier. Ein Phänomen nannten es die Wissenschaftler und die meisten rechneten Nessie zur Spezies der Zeitungsente, vornehmlich anzutreffen in der Sauregurkenzeit, die im Englischen so treffend silly season heißt. Aber der fliegende Holländer der Highlands ließ sich sogar fotografieren. Mit einem Schnappschuß von Nessie gelang dem Londoner Gynäkologen Robert Wilson am 19. April 1934 eine weltweite Sensation. Doch war auch dies, wie erst nach seinem Tod 1994 bekannt wurde, ein manipuliertes Foto. Der Londoner Zoodirektor E. G. Boulanger nannte die Monstermania ein schlagendes Beispiel von Massen - Halluzination. Aber G. K. Chesterton, ein Mann der exakten Phantasie, gab zu bedenken: Man hat schon Menschen hingerichtet aufgrund geringfügigerer Beweise als denen, die es für die Existenz des Ungeheuers von Loch Ness gibt. Das Rätsel beginnt mit dem See selbst. Er ist 36 km lang, nur 1,5 km breit und ungewöhnlich tief: 325 Meter betrug die größte bisher gemessene Tiefe. Aber niemand weiß, wie tief der See wirklich ist. Loch Ness ist Bestandteil des Great Glen, des großen Grabens, der in Urzeiten aufbrach und seitdem die Highlands von Nordosten nach Südwesten durchschneidet. |