Weil uns der Wind, trotz Sonnenschein, ziemlich kalt um die Ohren blies und das im Juli, machten wir uns auf den Rückweg zum Schiff. Zwischenzeitlich war es 21:30 Uhr und immer noch taghell, als wir auf dem Achterdeck die Persenning schlossen und es uns bei einem Glas Wein gemütlich machten. Gegen 23:30 Uhr, es wurde gerade dunkel, krochen wir in unsere Kojen um für den nächsten Tag ausgeschlafen zu sein.

Es war Sonntag, der 3. Juli und es wurde immer kälter, ungemütlicher und der Himmel bedeckt soweit das Auge reicht, echt trostlos. Wir frühstückten ersteinmal ordentlich, unter Deck, bei eingeschalteter Heizung ! Gegen 11:00 Uhr starteten wir den Motor, warfen die Leinen los und nahmen Kurs auf Groningen. Der Himmel war wolkenverhangen und ein kräftiger Wind blies über´s Wasser.

Gegen 12:00 Uhr mittags kam uns wieder eine Brücke in die Quere, die natürlich bis 13:00 Uhr, wegen Mittagspause, geschlossen war. Jetzt hieß es bei stürmischem und dazu noch ablandigem Wind anlegen und das Boot fest machen, gar nicht so einfach, doch nach ein paar gewagten Manövern und dem fast Versenken eines Ruderbootes hatten wir es geschafft und lagen nahe des Ortes Engwierum.
Engwierum ( friesisch: Ingwierrum ) ist ein Dorf in der Gemeinde Dongeradeel in der niederländischen Provinz Friesland. Es befindet sich östlich von Dokkum und hat in etwa 520 Einwohner. Es grenzt an den Nationalpark Lauwersmeer.

Pünktlich um 13:00 Uhr war der Brückenwärter wieder da, die Brücke hob sich und die Fahrt konnte weitergehen. Kurz hinter Engwierum erreichten wir eine Schleuse, die Einfahrt zum Lauwersmeer. Durch dieses Meer mußten wir durch um nach Groningen zu kommen. Der Himmel war immer noch bedeckt als wir aus der Schleuse herausfuhren und so wie es aussah, würde es heute auch nicht aufklaren.
Die Zufahrt zum Lauwersmeer war durch rote und grüne Tonnen gut markiert (
die Fahrrinne sollte unbedingt eingehalten werden ), aber Wind und Wellen waren ziemlich heftig und unsere Maschine etwas zu schwach, weshalb wir uns auf einmal ein paar Meter neben der Fahrrinne befanden. Dieses Abdriften hatte zur Folge, das sich unser Schiff , nach einem kräftigen Ruck und einer Drehung, nicht mehr bewegte. Wir waren tatsächlich auf Grund gelaufen, es war aber nirgendwo ein Warnschild zu sehen, das darauf hinwies, das die Wassertiefe hier weniger als 0,80 m betrug.

Vorsichtig gingen wir mit der Maschine auf Rückwärtsschub, nichts bewegte sich, es ging weder vor noch zurück, wir saßen anscheinend gnadenlos fest und das bei diesem Wetter. Nach betätigen des Bugstrahlruders hörten wir es klappern, das waren Steine, zum Glück keine Sandbank, auf der sich der Schiffsrumpf festgesaugt hätte. Vorwärts aufgelaufen heißt auf jedenfall rückwärts wieder runter. Nach nicht allzulanger Zeit hatte es die Maschine geschafft, das Schiff rückwärts von der Kiesbank zu ziehen und wir waren wieder frei.
Langsam bewegten wir uns Richtung Fahrrinne, was bei diesem Wellengang gar nicht so einfach war und hatten es kurz darauf geschafft, wieder mindestens einen Meter Wasser unter dem Kiel zu haben.
Wir waren auf Kurs und steuerten die "offene See" an - Beate wurde es ganz schön mulmig, denn der Wellengang wurde stärker und der Wind brauste mit mind. 5 Beaufort über´s Wasser. Es dauerte gar nicht lange und wir hatten, soweit das Auge blicken konnte, nur noch Wasser um uns herum, was auch für einen Binnenschiffer eine neue Erfahrung war.

Es ging immer weiter hinaus auf´s Meer und wir folgten der Betonnung ohne nochmal abzudriften. Nachdem wir eine größere Insel passiert hatten, ging es noch ca. 2 Km weiter, es folgte eine Fahrwasserspaltung ( ungefähr wie eine Kreuzung ) bei der wir den Kurs nach Steuerbord legten und der neuerlichen Betonnung Richtung Groningen folgten.
Langsam kamen wir wieder in ruhigere Gewässer und erreichten schließlich den Reitdiep, dem wir bis zum van Starkenborg-Kanal folgen mußten, um nach Groningen zu kommen. Puuh, dieses Jahr hatte das Navigieren absoluten Vorrang und Beate fand sich auf den Wasser- und Seekarten bestens zurecht - ein guter Navigator ist Gold wert !!
Am Ende des Lauwersmeer, als wir in den Fluß Reitdiep einbogen, gab es auf einmal kratzende Geräusche, liefen wir etwa schon wieder auf Grund ? Das Fahrwasser war ohne Betonnung, wir fuhren in der Mitte und nirgendwo ein Anzeichen für Niedrigwasser.
Es dauerte eine Zeit bis wir das Geräusch lokalisiert hatten, es kam von einem Frachter, der ungefähr 100m von uns entfernt am Ufer lag und dessen Besatzung mit einer Schleifmaschine arbeitete. Welch Zufall, immer wenn wir Gas gaben, hielt der seine Flex an die Bordwand und das gab die häßlichen Geräusche.
Dieser Tag hatte es in sich, ganz schön aufregend und wir beschlossen am nächstmöglichen Anleger eine Kaffeepause einzulegen. Der Wind blies immer noch kräftig über´s Land und das Kurshalten artete in Arbeit aus. An ein paar Holzpfählen, die in den Flußgrund gerammt waren legten wir an, gar nicht so einfach mit einem 7 Tonnen Schiff bei Windstärke 5.

Zum Festmachen benutzten wir nur die mittlere Klampe am Schiff, was bei diesem Wind auch nicht besonders günstig war, denn das Schiff wurde ständig hin und her gedrückt, aber es sollte ja nur für kurze Zeit sein. Eine Kanne Kaffee war schnell gemacht und Kuchen hatten wir eingekauft. Beides genossen wir unter Deck, den oben war es einfach zu windig und auch viel zu kalt.
Bei diesem Wetter durch eine monotone Landschaft zu schippern, in der man nur Felder, Kühe und ab und zu ein Gehöft sieht, ist doch mitunter ganz schön öde, da kommt eine geschlossene Brücke gerade recht um etwas Abwechslung rein zu bringen.
Nach der Kaffepause starteten wir wieder den Motor und weiter ging es Richtung Groningen, das wir heute noch erreichen wollten.
Gegen 17:15 Uhr passierten wir die Roodehaan-Brücke, dann kam die Garnwerd-Brücke und so ging es weiter, Beate mußte vor jeder Brücke an die Reeling, den Anmeldungsknopf drücken, damit der Brückenwärter informiert wurde und uns durchließ.
Um 18:00 Uhr durchfuhren wir die Wetsinger-Sluis, die schon seit 1875 existiert, noch eine letzte Brücke und wir bogen in den "van Starkenboorg-Kanal" ein.
Es ging vorbei an der "Dorkwerdersluis" Richtung Stadtmitte
Groningen. Als wir vor der ersten Brücke in die Stadt ankamen, es war gerade mal 19:00 Uhr, zeigten die Ampeln schon Doppelrot. Für heute war Feierabend, denn vor morgen früh würde die Brücke nicht mehr geöffnet werden.
Das Schiff wurde an´s Ufer gelegt, die Erdnägel, da keine anderen Befestigungsmöglichkeiten vorhanden waren, in den Boden getrieben und die Taue festgezurrt. Wir lagen an einer kleinen Wohnblocksiedlung, es war relativ ruhig nur ab und zu kamen Anwohner mit ihren Hunden vorbei. Es gab ein leckeres Abendessen und anschließend ging es auf den abendlichen Spaziergang.

September 2011
(c) Gerhard Bigell & Beate Reinhardt 2011
Reisebericht Seite 3
ein Glas Wein auf dem Achterdeck - Dokkum
die Brücke haben wir gerade noch geschafft > Groningen
vor Engwierum, das Ruderboot blieb ganz
die Zufahrt zum Lauwersmeer ist mit Vorsicht zu genießen
auf dem Lauwersmeer Richtung Groningen
festgemacht auf dem Reitdiep
Reisebericht Seite 4
ein Glas Wein auf dem Achterdeck
Richtung Groningen
vor Engwierum
Zufahrt zum Lauwersmeer
auf dem Lauwersmeer
angelegt auf dem Reitdiep