Mit der Motoryacht
durch Friesland.


Gegen 16:00 Uhr legten wir dann endlich ab, mit Ziel Leeuwarden, das nur knapp 10 Km von Warten entfernt war. Die Sonne meinte es gut mit uns und schien schon den ganzen Tag, es versprach eine tolle Woche zu werden. Wir folgten dem Kanal aus Warten hinaus Richtung Leeuwarden, machten uns mit dem Schiff vertraut, das ruhig durch´s Wasser pflügte und dem die Wellen anderer Schiffe überhaupt nichts ausmachten, war halt ein Stahlschiff mit ordentlichem Gewicht. Nach dem Überqueren des ersten Äquaduktes kamen wir unserem Ziel für diesen Nachmittag, Leeuwarden, immer näher.

Äquadukt - oben die Schiffe, unten die Autobahn

Nach dem Äquadukt bogen wir in den van Harinxmakanal ein, der, gut betonnt, durch einen kleineren See verlief. Hier kamen uns die ersten Frachtschiffe entgegen und das hieß, immer schön auf der rechten Seite bleiben, denn die Frachter fahren nämlich permanent in der Mitte des Kanals. Möchte man einen solchen Frachter überholen, geschieht das Steuerbord, also rechts vorbei.
Gegen 17:30 Uhr erreichten wir Leeuwarden und fuhren den van Harinxmakanal weiter um an´s nördliche Ende der Stadt zu kommen. Dort angelangt, lagen wir vor der "Slauerhoffbrug" und kamen wegen unserer Höhe von 3,65m nicht durch. Wie brachte man diese Brücke zum Öffnen, keine Ahnung, hatte uns niemand gesagt, würden wir aber im Verlauf der Woche noch herausfinden. Wir wendeten und fuhren den van Harinxmakanal zurück, kamen an eine kleinere Einfahrt zur Stadt und legten an einem freien Anleger an, um dort die erste Nacht zu verbringen.

Slauerhoffbrug öffnet sich - da wußten wir dann wie es geht

Es war Samstagmorgen, der 26. Juni, die Sonne ging auf und es versprach ein warmer Tag zu werden. Ganz gemütlich wurde gefrühstückt, die Leinen losgeworfen und dann ging es Richtung Stadtmitte. Die erste Straßenbrücke öffnete sich ohne unser zutun, warum auch immer, die zweite die dann kam war eine Eisenbahnbrücke und die war so niedrig, da kam vielleicht ´ne Maus mit Paddelboot durch, nicht aber wir mit unserem 11m Dampfer. Nach kurzer Beratung und Inspektion der Poller vor der Brücke, fanden wir doch tatsächlich einen unscheinbaren Knopf, über dem ein Schild mit der Aufschrift " DRUK OP EEN KNOP "BRUG OP", was anscheinend soviel hieß wie, man solle auf den Knopf drücken und die Brücke würde geöffnet. Na toll, jetzt kannten wir auch das Geheimniss der "Slauerhoffbrug". Kurzerhand drückte Beate auf den Knopf und siehe da, eine Stimme meldete sich und versprach uns die Brücke in ca. 10 Minuten zu öffnen, da erst noch ein Zug durchmußte. Der kam dann auch ziemlich pünktlich, donnerte an uns vorbei und kurz dannach drehte sich die Eisenbahnbrücke wie von Geisterhand in die Mitte des Kanals und unserer Weiterfahrt in die Stadtmitte stand nichts mehr im Weg.

Straßenbrücke
Eisenbahnbrücke

Langsam fuhren wir auf die Innenstadt zu, als wir nach einer Biegung schon wieder vor einer Brücke standen. Kein Problem, wir bräuchten ja nur den Knopf zu drücken, Pustekuchen, es gab nämlich keinen Knopf, auch nach intensivem Suchen war nix zu finden, vielleicht war ja gerade Mittagspause. Da wir die Stadt anscheinend vom Industriegebiet her anfuhren, gab es eigentlich keinen Anleger für Sportboote, was uns aber nicht juckte und so legten wir direkt am Industriekai an, vertäuten das Schiff an einem dicken Poller, schlossen alles ab und machten uns auf, Leeuwarden zu Fuß zu erkunden.
Gegenüber des Anlegers war ein Einkaufszentrum, dort würde es sicher auch einen Supermarkt geben um noch ein paar Sachen einzukaufen. Wir klapperten Laden für Laden ab, aber alles was es gab waren Gartenzubehör, Wohnungseinrichtungen und dergleichen, von einem Supermarkt keine Spur. Müssen Holländer eigentlich nicht essen ? Um in den Städten einen Supermarkt zu finden muß man schon die Lupe auspacken, denn diese Märkte sind sehr dünn gesät.

Die Frija am Industrieanleger von Leeuwarden

Da das Einkaufszentrum nichts hergab, machten wir uns auf die Stadt zu erkunden. Vorher schauten wir noch an der geschlossenen Brücke vorbei und fanden am Brückenwärter-häuschen einen Zettel, auf dem stand, daß diese Brücke am Wochenende nicht bedient wird, na toll. Unser Schiff lag sicher am Kai, also, nix wie zu Fuß in die Stadt.
Leeuwarden ist die friesische Provinzhauptstadt, mit ca. 93600 Einwohnern. Hier wurde am 7. August 1876 " Margaretha Geertruida Zelle " geboren, besser bekannte als " Mata Hari ", die in Paris als angebliche Spionin hingerichtete wurde.
Die Sonne brannte vom Himmel und die Außentemperatur kratzte gerade an der 30° Grad Marke, als wir nach ca. 2 Km in der Innenstadt ankamen. Es war Samstag und die Einkaufsstrassen waren voller Menschen, zu Fuß oder mit Fahrrädern. Die einzelnen Strassencafes waren gnadenlos überfüllt und es war recht schwierig freie Plätze zu ergattern.
Wir schlenderten durch die Einkaufspassagen und einen Markt, der gerade stattfand, kauften Ansichtskarten für die Daheimgebliebenen, doch Briefmarken waren mal wieder nirgendswo zu kriegen, bis uns ein freundlicher Kioskbesitzer ein Geschäft beschrieb, in dem es sicher Marken geben würde. Gesagt, getan, wir marschierten in dieses besagte Geschäft und der Herr am Tresen fragte wohin die Karten gehen würden. Natürlich nach Deutschland, hmmm, da bräuchten wir Marken zu 0,77 Cent, er hatte aber nur noch Briefmarken mit 0,44 Cent. Bevor wir nun gar keine Marken bekamen, nahmen wir die doppelte Menge und klebten einfach 0,88 Cent auf die Karten. Der Rückweg zum Schiff gestaltete sich etwas schwieriger, da wir zwischenzeitlich kreuz und quer durch die Stadt gelaufen waren und eigentlich nicht mehr genau wußten in welcher Ecke der Stadt wir waren. Zum Glück steht in der Stadtmitte ein Hochhaus das alles überragt und an dem man sich orientieren kann.
Nach einem Fußmarsch von einer weiteren halben Stunde kam wir wieder am Schiff an, verstauten die gekauften Sachen, machten die Leinen los und da die Brücke erst am Montag wieder ihren Dienst aufnehmen würde, drehten wir das Schiff und fuhren auf dem Weg den wir kamen zurück zum van Harinxmakanal.

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Nach ein paar Minuten kamen wir wieder an der Eisenbahnbrücke an, drückten den Knopf und konnten ohne Wartezeit weiterfahren, da sie sofort geöffner wurde. Ebenso schnell ging es an der Straßenbrücke, die sich wieder ohne unser zutun öffnete.
Wir ließen Leeuwarden hinter uns und lenkten das Schiff auf dem van Harinxmakanal Richtung Earnewald und dem " Nationaal Park De Alde Feanen ", den wir spät nachmittags, so gegen 17:00 Uhr, wenn alles glatt lief, erreichen würden.

auf dem "van Harinxmakanal"
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August 2010
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auf dem van Harinxma-Kanal