Friesland, stilles, weites Land
Friesland, stilles, weites Land
Reisebericht 2012 / Seite 3
angelegt in Leeuwarden, gegenüber LIDL und das bei Sonnenschein

In der Nacht hatte es wieder mal geregnet und am Morgen war der Himmel wolkenverhangen, neblig und trübe. Mal sehen, ob sich die Sonne zeigen würde, eher nicht. Auf jedenfall machte ich das Frühstück, daß wir uns schmecken ließen und nach einer guten Tasse Kaffee machten wir uns auf den Weg, um das weltberühmte Planetarium von Franeker zu besichtigen. Wir wußten ja wo es sich befindet, da wir den Weg am Abend zuvor beim Abendbummel schon erkundet hatten. Es war das interessanteste was wir bis jetzt in Friesland gesehen hatten und in so einem kleinen Häuschen vermutet kein Mensch eine solch gigantische Maschine. Das Planetarium in Franeker ist das älteste und vor allem einzige noch funktionierende Planetenmodell unseres Sonnensystems.

Wir schauten uns hunderte von Exponaten und Ausstellungsstücken an, um die Zeit bis zur offiziellen Führung zu überbrücken. Endlich rief eine ältere Dame alle zusammen, die niederländisch sprachen, denn in dieser Sprache sollte die erste Führung stattfinden. Als wir sie fragten, ob es auch eine Führung auf deutsch gab, schaute sie uns an und meinte, wir wären heute die einzigen deutschen, aber sie würde anschließend, speziell für uns, eine kleine Führung machen und tatsächlich wurde nach uns gerufen und die nette Dame erklärte uns, in perfektem deutsch, die Geschichte des Planetariums. Am beeindruckensten war das Wohnzimmer mit dem kompletten Sonnensystem an der Decke und alles funktionierte tadellos. Unbedingt besichtigen !!
Eise Eisinga bei Wikipedia
Auf dem Weg, zurück zum Boot, regnete es mal wieder.



links, das Planetarium von Eise Eisinga, rechts, Kunst an einer Brücke.
Eise Eisinga trifft man in Franeker überall.

Gegen Mittag entschlossen wir uns Franeker zu verlassen, um in Richtung Harlingen zu schippern. Zuerst mußten wir noch im Hotel nebenan Bescheid geben, daß wir los wollten, denn die Brücke, durch die man durch muß, um den Stadthafen zu verlassen, wurde vom Personal des Hotels bedient. Eine Dame kam heraus, sperrte mit den üblichen Schranken die Straße und kurbelte die Brücke nach oben. Es funktionierte, wir fuhren durch und hatten nur noch eine Brücke unter der wir durch mußten, die hatte aber 2,50 m Durchfahrtshöhe, was bei umgelegtem Mast kein Problem darstellte. Also hieß es nochmal Kopf runter und durch.
Geschafft!!! Jetzt befanden wir uns auf dem Weg zum van Harinxmakanal und in einer knappen Stunde würden wir im Jachthafen Harlingen ankommen. Das Timing war wiedereinmal perfekt, pünktlich wie vorrausgesagt, liefen wir in den Hafen ein, legten am Hafenmeisterbüro an und meldeten uns in selbigem, wobei Gerhard gleich die Liegegebühr von 14.40 € bezahlte, da der Hafenmeister meinte daß der Hafen so ziemlich ausgebucht wären.
Es gab noch eine Box, in die wir reinpassen würden, wir mußten, auf Empfehlung des Hafenmeisters, allerdings noch ´ne halbe Std. warten, da gerade Flut war und die Strömung zu stark, für ein Anlegemanöver im engen Hafen war. Nach dieser halben Stunde war es soweit, das Wasser lief wieder ab und wir steuerten unser Schiff in die Box 41, die uns zugewiesen wurde.

das Büro des Hafenmeisters vom Yachthafen Harlingen
angelegt in der Box "41" im Harlinger Yachthafen

Das Boot wurde vertäut, wir machten uns stadtfein und los ging´s erstmal an den Deich, an dem es uns das Jahr zuvor schon so gut gefallen hatte. Dort kann man sich stundenlang aufhalten, um die großen Schiffe zu beobachten, die hier ständig, vom Wattenmeer oder der Nordsee kommend ein- oder ausliefen. Von dort aus bummelten wir in die Stadt, es schien sogar die Sonne, nur ein kühler Wind wehte, von der Nordsee kommen, um die Häuser von Harlingen. Mittlerweile taten uns schon die Füße weh vom vielen Laufen, was uns bewog ein Lokal aufzusuchen. Eigentlich wollten wir nur jeder ein Bierchen trinken, da sah Gerhard, beim Lesen der Speisekarte, daß es Schnitzel mit Pommes und dazu einen Salat gab und das alles für schlappe 10,. € pro Nase. Unser Abendessen war gerettet und vor allem keiner mußte kochen.

Gut gespeist ging es wieder zurück zum Schiff und da noch immer die Sonne schien, machten wir es uns auf dem Achterdeck, mit einem 1/4le Wein, gemütlich. Heute war der erste Abend, an dem man noch raussitzen konnte, was wir auch gleich ausnutzten. Nach einiger Zeit kamen 2 Mädels des Weges und boten uns einen Frühstückservice an und erklärten uns auch gleich wie das funktionieren würde.

Auf einem Vordruck waren die verschiedensten Backwaren aufgeführt und diejenigen, die man wollte wurden einfach angekreuzt, fertig. Die Ware würde am nächsten Morgen pünktlich geliefert werden. Gerhard bestellte eine große Tüte Brötchen für den nächsten Morgen und die Mädels gingen zum nächsten Schiff mit ihrer tollen Geschäftsidee. Während wir unseren Wein tranken, kam ich auf die Idee, Boote Sightseeing zu machen und Gerhard war gleich damit einverstanden, was mich überraschte, aber für Boote anschauen tut er ( fast ) alles.

Wir schlenderten durch die Hafenanlage und den Park, kamen auch dort vorbei, wo wir letztes Jahr angelegt hatten und stellten fest, daß der Hafen wirklich ausgebucht war, denn die Schiffe lagen dicht an dicht. Es ist ein sehr beliebter Hafen, vor allem bei Seglern, da sie von dort gleich ins Wattenmeer und zur Nordsee kommen, auch das Ijsselmeer ist nicht weit. Teilweise waren 2-3 Boote miteinander vertäut, das wird eigentlich nur gemacht wenn wirklich Platzmangel herrscht. Nachdem wir uns die verschiedensten Jachten angeschaut und bewundert hatten, ging´s wieder zu unserem Boot zurück. Dort angekommen setzten wir uns wieder auf´s Achterdeck, die Temperatur war noch immer angenehm und tranken noch ein Glas Wein. So langsam dämmerte es, im Hafen wurde es zunehmend ruhiger und wir genossen noch ein wenig die Abendstille, bevor wir in unseren Kojen verschwanden.

Beate & Gerhard, Stadtbummel durch Harlingen

Mittwoch 29.08.2012

Man glaubt es kaum, heute morgen schien doch tatsächlich die Sonne und mit dem Frühstücksservice hat es auch geklappt. Gemütlich und bei Sonnenschein frühstückten wir. Vom Wetter her versprach es ein schöner Tag zu werden. Noch kurz die " Wohnung " durchgesaugt, dann konnte es schon los gehen. Wir machten die Leinen los und ab ging´s wieder auf den van Harinxma Kanal, in Richtung Sneek. Unsere Box wurde gleich wieder belegt und am Meldesteg wartete schon die nächsten Schiffe um einen freiwerdenden Platz zu ergattern. Die Plätze sind heiß begehrt, denn es ist der letzte Hafen vor Wattenmeer und Nordsee.

Es war ideal bei Sonnenschein zu schippern. Wir fuhren diesesmal über eine andere Route nach Sneek, eine die wir noch nicht kannten, die aber auch sehr schön war, vor allem Natur pur. Dort kamen auch einige Brücken die wir passieren mußten, die meisten gingen automatisch. Gerhard meinte wir kämen so durch, ohne erstmal an den Mast zu denken. Mir wurde mulmig wenn ich daran dachte, das der Mast auch noch gekürzt werden könnte und ich konnte ihn überreden zu warten, bis die Brücke öffnete. Bei der nächsten Brücke klappten wir den Mast schon vorher um und kamen durch ohne aufstoppen zu müssen.

Wenige Zeit später fuhren wir über´s Sneeker Meer, da herrschte heute reger Verkehr, es war anscheinend alles unterwegs das schwamm, von Frachtern, über große und kleine Segler, Motorjachten, Schaluppen einfach alles, das machte sicher das tolle Wetter aus. Kurz vor Sneek, an einem freien Anleger, machten wir das Boot fest um eine Kaffeepause einzulegen. Gemütlich genossen wir den Kaffee auf dem Achterdeck, bei tollem Sonnenschein und einem grandiosen Blick über das Sneeker Meer. Das einzige Manko war unser Boot, das bei jedem vorbeifahrenden Schiff sofort wie verrückt zu schaukeln begann. Es muß dazugesagt werden, hier in den Niederlanden nehmen die Bootsführer sehr wenig Rücksicht aufeinander, was eigentlich Schade ist.

Nach ca. 2 Std. Pause legten wir wieder ab und schipperten weiter nach Sneek, durch die Innenstadt, am Wassertor vorbei, direkt zu unserem Stammyachthafen " De Domp ". Dort gab es jede Menge freie Plätze, man konnte sich den besten aussuchen. Gerhard steuerte gleich auf den ersten freien Platz zu der für unser Schiff am geeignetsten war. Das Boot wurde festgemacht und wir gingen zum Hafenbüro um uns anzumelden und die Liegegebühr zu bezahlen. Der Hafenmeister fragte nach unseren Namen und siehe da, wir waren noch immer im Computer gespeichert. Die Liegegebühr wurde auch schon wieder um einen Euro teurer und kostete nun stattliche € 20,- pro Nacht. Zurück am Boot steckte Gerhard den Strom ein und füllte den Wassertank auf, nun waren alle Arbeiten erledigt und wir gönnten uns jeder ein Glas Bier. Meinen Reisebericht mußte ich auch wieder auf den aktuellsten Stand bringen und schrieb ein paar Zeilen weiter.

Zu späteren Stunde machte ich ein Vesper, daß wir uns schmecken ließen, um für den Abendbummel, in die City von Sneek, fit zu sein. Mittlerweile kennen wir uns in der Stadt so gut aus, das wir uns nicht mehr verlaufen, waren ja auch zwischenzeitlich schon ein paar mal hier. Das Wassertor fanden wir auch gleich wieder, ebenso den Wassersportladen direkt daneben, den wir unbedingt am nächsten Morgen aufsuchen mußten, denn wir brauchten ja noch einen Ersatz für unseren Bootshaken, der wahrscheinlich immer noch irgendwo durch Friesland schwamm, oder von einer anderen Bootsbesatzung adoptiert wurde. Es war schon dunkel als wir im Yachthafen ankamen und unser Schiff enterten. Zum Ausklang des Abends tranken wir noch ein Glas Wein und begaben uns dann in unsere Betten. Gerhard bekam heute etwas viel Sonne ab daher leuchtete sein Kopf rotbraun, ein waschechter Sonnenbrand und das in Friesland, Respekt ;-))


(c) Beate & Gerhard Bigell - 2014