Friesland, Land am Meer
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Sonntag 07.07.2013

Es war Sonntag morgen, so gegen 8.00 Uhr und draußen schien schon die Sonne, da steht man doch gerne auf und reckt und streckt sich. Während ich mich frisch machte, richtete Gerhard das Frühstück her. Heute deckten wir den Tisch auf dem Oberdeck und genossen den Kaffee bei strahlendem Sonnenschein. Kurze Zeit später machten wir uns startklar, die Leinen wurden eingeholt und wir verließen den Hafen von Stavoren in Richtung Workum. Wir nahmen nicht die Route über´s Heeger Meer, sondern fuhren über den Johan-Friso-Kanal, de Morra, Kuilant und De Oarden in De Fluezen, von dort weiter über It Piel in´s Grutte Gaastmar und Sanmar, von da weiter über die Koarte Fliet und die Lange Fliet in den Fluß Trekwei, der in Workum mündet.
Die Friesische Seenplatte war wieder mit zahlreichen Seglern gespickt, vorsichtig schipperten wir zwischen ihnen durch und erreichten nach geraumer Zeit unser nächstes Ziel, Workum. Heute hatten wir Glück, da wir rechtzeitig in Workum ankamen, gab es noch ziemlich viele freie Anleger. Bei so einem tollen Wetter, das wir gerade hatten, kann es einem auch passieren, daß die freien Anleger schon bis um 12.00 Uhr Mittags alle belegt sind, weil ja jeder den besten haben will, also muß man bei Zeit anlegen, daß man dann bei Nacht an Ort und Stelle ist.
Wir machten diesmal keine großen Sperenzchen ( dort könnte man anlegen, ach nee doch lieber hier ) um den Platz, sondern legten, gleich nach der Brücke im Ort, rechts am Seitenanleger an. Das Boot wurde wieder ordentlich fest gemacht und vertäut.
Nach einer kurzen Pause auf dem Achterdeck sahen wir weiter vorne ein paar Lücken am Ufer und entschlossen uns, das Schiff doch noch ein paar Meter näher an den Ort heran zu verlegen.
Workum ist auch so eine Art Tor zum Ijsselmeer, denn viele Segler kamen vom Heeger Meer nach Workum um hier noch kurz Proviant zu bunkern und anschließend durch die Schleuse in´s Ijsselmeer zu fahren. Nachdem unser Schiff verlegt und wieder angeleint war, machten wir uns auf den Weg in das Ortszentrum. Unter anderem kamen wir auch am Joopie Huisman Museum vorbei, ein ganz bekannter niederländischer Künstler und da Gerhard kulturell, sowie künstlerisch angehaucht ist, wollte er natürlich unbedingt in dieses Museum. Mir blieb nichts anderes übrig als mit zu gehen, was eigentlich im Nachhinein ganz interessant war. Wir betraten das Museum, bezahlten an der Kasse den Eintritt und begannen unseren Rundgang durch das Museum. Es waren sehr interessante Bilder ausgestellt und es machte Spaß sie anzuschauen.
So nach einer 1/2 - 3/4 Std. hatten wir alles gesehen und verließen das ruhige Museum, traten auf die Straße in´s quirlige Leben von Workum. Weil wir Hunger bekamen, bummelten wir weiter bis in´s Zentrum und setzten uns in ein Restaurant mit Garten und bestellten uns etwas zu essen und trinken. Frisch gestärkt machten wir unsere Runde weiter und kamen an einem Schaufenster vorbei, in dem original, nach alter friesischer Tradition, gefertigte Porzellan- und Keramikwaren ausgestellt waren. Wir merkten uns die Adresse, die dort vermerkt war und wollten den Laden am nächsten Tag aufsuchen. Wenn man sich in einer Stadt überhaupt nicht auskennt, wird so ein Spaziergang ewig lang. Irgendwann kamen wir wieder am Boot an, machten uns einen Kaffee, setzten uns aufs Oberdeck und beobachteten den Bootsverkehr um uns herum. Boote sämtlicher Art fuhren an uns vorbei, es herrschte ein reges Treiben auf dem Trekwei.

Da wir ja diesesmal Fahrräder mitgemietet hatten, beschlossen wir eine kleine Radtour zu unternehmen. Gerhard hob die Räder vom Boot und es wurde losgeradelt. Aus einem "bißchen" wurden gigantische 10 km in einer 3/4 Std. Für Ungeübte finde ich ziemlich gut. Was uns natürlich entgegenkam, war der Umstand, das die Niederlande flach wie eine Tischplatte sind, da reicht eigentlich 1 Gang am Fahrrad. Also jeden Tag etwas mehr, dann sind wir bald Profis. Nee Spaß bei Seite, es ist ein guter Ausgleich, wenn man den ganzen Tag hinter dem Steuer eines Bootes sitzt oder steht. Für heute hatten wir genug sportliche Aktivität, lenkten unsere Räder Richtung Hafen und kamen froh gelaunt an unserem Boot an, machten noch ein paar Snacks und einen Salat und ließen es uns auf dem Achterdeck schmecken, denn nach soviel Sport bekommt man auch Hunger. ( ich glaube wir waren permanent am Essen ;-) ) Danach machten wir es uns mit einem Glas Wein gemütlich und warteten auf den Sonnenuntergang um ihn zu fotografieren. Gegen später fielen uns so langsam die Augen zu, denn bei so viel frischer Luft und Bewegung, ist man abends richtig platt.

mit der HW7 angelegt am Ortsanfang von Workum, vor der Verlegung
HW7 gegenüber des Yachthafens von Workum, nach der Verlegung

Montag 08.07.2013

Nach einer geruhsamen Nacht, standen wir um 7.30 Uhr auf, Gerhard fuhr mit dem Rad zum Brötchen holen, während ich den Kaffee machte und den Tisch deckte. Wir ließen uns das Frühstück schmecken und besprachen während dessen das Programm für heute. Wir schauten auf der Karte nach und sahen, daß Makkum auch nicht sehr weit entfernt war, und das es außerdem nur ein paar km bis zum Abschlußdeich, der das Ijsselmeer von der Nordsee trennt, waren. In dem Moment kam auch schon der Hafenmeister vorbei und verlangte die Liegegebühr von 10,20 €, was ohne Wasser und Strom zu verschmerzen war. Er erzählte uns dann auch, daß man dieses Jahr die Liegegebühren erhöht hat und daß das Brückengeld größtenteils weggefallen wäre. Schade eigentlich, denn es war immer lustig, wenn man an den Brücken einen kleinen Holzschuh an einer Gummileine zugeschwungen bekam, in den man den Brückenzoll reinlegte.
Bevor wir ablegten, fuhren wir erst nochmal mit den Rädern in den Ort hinein, um den Keramikladen zu suchen und etwas einzukaufen, was wir am Tag zuvor im Schaufenster gesehen hatten. Den Laden fanden wir auch gleich, gingen hinein und schauten uns die ausgestellten Sachen an. Ein Stück war schöner als das Andere und alles echte Handarbeit, die natürlich ihren Preis hatte. Wir entschieden uns für eine Katze und einen kleinen Krug, redeten noch ein bißchen mit dem Inhaber, der uns erzählte das am nächsten Tag das deutsche Fernsehen ( WDR ) bei ihm wäre, um in seinem Laden zu filmen. Er wußte sogar den Termin wann das ganze im Fernsehen gezeigt würde. Die Sendung heißt " Wunderschön ! " und berichtet über Landschaften, Reiseziele etc. Das Video das hier in Friesland gedreht wurde, heißt " Rund ums Ijsselmeer - Eine Reise mit Meerwert ". Unbedingt anschauen, ist echt sehenswert !! Er zeigte uns noch seinen Brennofen, in dem die Sachen gebrannt wurden, sowie seine Werkstatt, kurzum eine richtige Führung. Es war ein netter Smalltalk, mit diesem Herren und wenn man auf solche angenehmen Menschen trifft, fühlt man sich in einem fremden Land gleich heimisch. Er packte uns die Sachen richtig gut ein, damit auch ja nix kaputt gehen konnte, wir verabschiedeten uns und fuhren wir mit den Fahrrädern wieder zurück zum Boot.

original friesische Keramik, in Handarbeit gefertigt und bemalt

Die kostbare Keramik wurde gleich sturmsicher an Bord verstaut, dann machten wir das Boot los und es wurde abgelegt, mit neuem Ziel Maakum. Gleich hinter Workum bogen wir links ab und fuhren auf dem Fluß Trekwei weiter, mit einem großen Schiff kein Problem, wenn man genügend Erfahrung hat, da es mitunter, z.B. bei der Durchfahrt von Parrega, sehr eng wird, durch Schiffe die links und rechts liegen, sowie Gegenverkehr. Über den Tiefgang brauch man sich keine Gedanken zu machen es besteht überhaupt keine Gefahr aufzulaufen, außer der Tiefgang des Schiffes liegt bei 1,50m und mehr.

mit der HW7 auf dem Fluß Trekwei durch Parrega, hier wird es ziemlich eng bei Gegenverkehr
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Beate und Gerhard Bigell (c) Mai 2014
Kurz vor der Ortschaft Tjerkwerd geht es nach links, unter einer Hebebrücke ( Panhuys-Brücke ) hindurch, über den van Panhuyskanal Richtung Makkum.

Bei strahlendem Sonnenschein schipperten wir über die Flüsse und Kanäle Frieslands. Langsam tuckert man dahin und kann auch einiges in der Natur beobachten, zum Beispiel Enten, die sich am Kanalufer herumtreiben. Sie sitzen, oder schlafen auf den Holzbalken, die zur Befestigung des Kanals dienen. Immer wenn ein Schiff kommt und Wellen macht, gibts "nasse Füße" und sie stehen pfeilgrad, um nicht weggeschwemmt zu werden, lustig anzuschauen und einfach Idylle pur.
Heute hatten wir wieder ein Wetter, traumhaft, den ganzen Tag Sonne pur. Inzwischen, nach einer entspannten Fahrt, durch Wiesen und Felder, sind wir vor den Toren Makkums angekommen, müssen aber vor der Hebebrücke warten, da diese erst um 13.00 Uhr wieder öffnet, geschlossen wegen Mittagspause. Also legten wir rechter Hand an und machten das Boot fest, um auf die Öffnung zu warten.
am Anleger in Workum
HW7 in Workum
friesische Keramik