. . . . Fortsetzung Reisebericht Rhein-Rhône-Kanal

Am Morgen des 27. Juni wurden wir etwas unsanft geweckt, irgendetwas machte ordentlich Lärm vor dem Boot. Als wir nach draussen schauten, blickten wir direkt in die großen Kulleraugen einer Kuh, die in etwa genauso verdutzt geschaut hat wie wir. Nach kurzem taxieren merkte sie wohl das wir in der Überzahl waren und machte sich aus dem Staub.

Diesen Morgen waren wir das erste Boot an der Schleuse und wurden prompt durchgeschleust. Nach kurzer Fahrt tauchte aber schon wieder ein Hinderniss, in Form einer Brücke, vor uns auf. Wir schauten uns das Teil genauer an und sahen das diese Brücke elektrisch betrieben wird. Alle Versuche den Brückenwärter auf uns aufmerksam zu machen schlugen fehl, irgendwie schien kein Mensch da zu sein, selbst als wir die Hupe des Bootes benutzten rührte sich nichts. Na dann, dachten wir, bedienen wir die Brücke eben selbst, so schwer konnte es ja nicht sein. Jiri kletterte von Bord und fand auch gleich den Bedienungskasten. Nach ein paar Versuchen hob sich die Brücke tatsächlich und im gleichen Moment kam ein Mann um die Ecke gesprungen und schimpfte wie ein Rohrspatz, zum Glück auf französisch, denn wir verstanden kein Wort außer "Merde". Der Typ war vollkommen aus dem Häuschen weil wir so mir nichts dir nichts seine Brücke betätigten. Ein zweiter Mann kam dazu, beruhigte ihn, winkte uns zu und gab uns zu verstehen das wir gleich weiterfahren könnten und tatsächlich die Brücke hob sich langsam, mit ächzen und krachen nach oben, unserer Weiterfahrt stand nun nichts mehr im Weg. Wir bedankten uns, was den Brückenwärter aber kalt ließ, denn er brummelte immer noch vor sich hin und spielte den Beleidigten.

Weiter ging es über Fluß und Kanal durch herrliche Landschaften, es duftete nach Blumen, Wäldern, einfach nach Sommer. Wir hatten uns schon längst an das gemächliche dahintuckern und das leise Brummen des Diesels tief im Bauch des Schiffes gewöhnt. Auf der Etappe die vor uns lag mußten wir etwas vorsichtiger manövrieren, da wir uns schon im französischen Jura befanden und der Untergrund des Doubs teilweise felsig wurde. Das wurde schon manchem Freizeitskipper, der zu leichtsinnig war, zum Verhängniss. Es ist unbedingt auf die Betonnung der Fahrrinne und die Abstandsangaben zum Ufer zu achten, also unbedingt die Fahrrinne einhalten, die folgendermaßen markiert ist:

Bei Bergfahrt ( gegen die Strömung ) befinden sich die grünen Tonnen, Stangen etc. auf der Steuerbordseite ( rechts ). Backbord ( links ) wird die Fahrrinne durch rote Tonnen begrenzt. Bei Talfahrt, mit der Strömung, natürlich umgekehrt. Mancher Freizeitkapitän, der außerhalb der Fahrrinne unterwegs war, ist schon mit seinem Boot auf dem felsigen Untergrund aufgelaufen. Sollte ihnen trotz aller Vorsicht so etwas passieren, heißt es ruhig bleiben, das Boot festmachen und Hilfe anfordern. Bleiben Sie dort liegen wo das Schiff Grundberührung hatte, denn was nützt es Ihnen wenn Sie in den Fluß zurück fahren nur um dort zu sinken.

Als nächste Herausforderung kam ein Tunnel in Sicht, jetzt hieß es ruhig und umsichtig handeln, die Geschwindigkeit reduzieren bis fast zum Standgas, aber nicht in den Leerlauf gehen, da das Boot sonst nicht mehr manöveriert werden kann. Langsam fuhren wir auf den Tunnel zu, vergewisserten uns das kein Boot entgegenkam, betätigten ein paarmal die Hupe und waren auch schon in der Dunkelheit verschwunden ( unbedingt die Positionslichter einschalten ). Auf der anderen Seite heißt es aufpassen, da der Kanal im rechten Winkel abbiegt, also immer schön langsam fahren dann kriegen Sie auch die Kurve.

Die weitere Fahrt verlief recht problemlos und wir kamen unserem Ziel, Besancon, immer näher. Cirka 3 Kilometer vor der Stadt hat es uns dann erwischt, wir liefen in die letzte Schleuse vor Besancon ein, alles funktionierte prima, wir wurden nach oben gehoben und dann war Ende. Die Schleuse wollte ihre Tore einfach nicht mehr öffnen, da saßen wir nun und konnten weder vor noch zurück, jetzt war guter Rat teuer. Wir gingen von Bord und versuchten den Schleusenwärter zu finden, der aber an diesem Nachmittag nicht da war. Schließlich fanden wir eine Sprechanlage und drückten kurzerhand auf den Sprechknopf, es tat sich aber nichts und ausser krachen und rauschen war nichts zu hören. Als wir noch überlegten was wohl zu tun wäre, kam auch schon ein Fahrzeug der Kanalgesellschaft angefahren und der Monteur versuchte die Schleuse wieder in Gang zu setzen, was ihm nach kurzer Zeit auch gelang. Wir bedankten uns und setzten unsere Fahrt fort.

Jetzt war es nicht mehr weit, nur noch wenige Kilometer trennten uns von unserem Ziel " Besancon ". Der Rest der Fahrt verlief problemlos, der Dieselmotor brummte leise, die Wellen plätscherten an den Schiffsrumpf und die Sonne heizte uns ordentlich ein. Wir hielten uns vorwiegend an Deck auf und genossen die Landschaft des Jura mit ihren schroffen Felsen und dichten Wäldern. Hinter einer Flußschleife tauchte in der Ferne, hoch auf dem Berg, die alte Zitadelle von Besancon auf, nun war es wirklich nicht mehr weit.

Irgendwie hatten wir uns verzählt, denn vor Besancon wartete noch eine letzte Schleuse auf uns, die aber für ein eingespieltes Team, wie uns, kein Hinderniss mehr darstellte. Nun hatten wir es geschafft, nach knapp 3 Tagen liefen wir, bei strahlendem Sonnenschein, in Besancon ein. Es war beeindruckend mit dem Boot mitten durch die Stadt zu fahren. Wir ließen uns Zeit, bestaunten die alten Gebäude und Festungsanlagen und fuhren langsam auf den Stadthafen "Moulin St. Paul" zu, in dem wir die Nacht verbringen wollten.

Der Hafen war ziemlich klein und unser Boot recht groß, aber wir schafften es dennoch, ohne große Probleme, rückwärts anzulegen. Das Boot wurde vertäut und wir meldeten uns beim Hafenmeister, damit wir unseren Wassertank füllen und die Batterien am Landstrom laden konnten. Die Gebühren waren wieder einmal erfreulich gering und wir bezahlten für alles zusammen günstige 9,- €.

Alle Formalitäten waren erledigt, nun konnten wir uns aufmachen, die Stadt zu besichtigen. Sollten sie vorhaben die Zitadelle mit ihren Museen, Aquarien usw. zu besichtigen, wäre dafür ein voller Tag einzuplanen. Für uns war die Zeit zu knapp, daher beschränkten wir uns auf einen ausgedehnten Stadtbummel.

Die Temperaturen waren gigantisch und der Abend brachte nur wenig Abkühlung. In der Stadt sollte man aufpassen wohin man geht, nicht zu sehr abseits der Touristenwege, da es doch ziemlich viel dunkle Gestalten gibt, die einen anquatschen und recht massiv Geld oder Zigaretten wollen. Touristen werden hier sofort erkannt und man sollte abends lieber in Gruppen weggehen. Langsam wurde es dunkel und wir machten uns auf den Rückweg zum Boot um dort noch eine Kleinigkeit zu trinken ;-)

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(c) Gerhard Bigell - Mai 2006
Na, etwas Milch gefällig ?
und weiter geht´s
vor der Hebebrücke
jetzt kann´s weitergehen
Betonnung der Fahrrinne
Abstand zum Ufer
für Paddler verboten
die andere Seite des Tunnels
auf der Suche nach dem Schleusenwärter
Schleuse kaputt, was nun ?
Zitadelle von Besancon
die Felsen des Jura
Jiri beim Schleusen
Ankunft in Besancon
Stadthafen Moulin St. Paul
Tarpon 42 am Anleger St. Paul
Stadtbummel in Besancon
der neueste Schrei, Lederriemen-Lock
Stadbummel bei Nacht
Besancon bei Nacht